Diese zwei Bänder über die Laufkäfer Baden-Württembergs, herausgegeben von Jürgen Trautner, sind schon eine Klasse für sich. Auf ca. 850 Seiten ist gebündeltes Wissen von 429 Laufkäferarten, die in Baden-Württemberg vorkommen. Insgesamt gibt es über 500 Arten in Deutschland, Stand 2015. Weltweit sind es über 30.000 Laufkäferarten, wie man im Buch erfährt.
Anhand der 692 sehr guten Makrofarbfotos, der 43 Diagrammen und Zeichnungen, der 29 Tabellen und der 457 Verbreitungskarten, erfährt man sehr viel über diese spannende Welt. Die insgesamt 10 Autoren haben sich da sehr viel Mühe gemacht und man spürt, wie sehr ihnen diese Insektengruppe am Herzen liegt.
Es ist ein Genuss in diesen Büchern zu Blättern, zu erfahren, wie unterschiedlich diese Käfer leben, wie ihr Habitat aufgebaut sein muss, damit sie sich erfolgreich fortpflanzen können. Dass manche sogar auf Störstellen angewiesen sind.
Aber von vorne – Zuerst kommt die Kartenerklärung und Datengrundlagen, wie die Geschichte der Laufkäferkunde im Land, Vorarbeiten zum Grundlagenwerk und Projektspezifische Arbeiten. Gefolgt von der Biologie der Laufkäfer, Körperbau, Fortpflanzung und Individualentwicklung. Alles natürlich mit Fotos begleitet. Gefolgt von Phänologie, Lebensformen und Ernährung.
Wieso Laufkäfer wichtige Elemente des Ökosystems sind und wofür sie Indikatoren sind, wird hier ebenfalls sehr verständlich erörtert. Danach erfährt man, wie die Arten erkundet wurden und mit welchen unterschiedlichen Methoden man ihnen auf die Spur kam. Anhand der beigefügten Fotos kann man sich ein Bild davon machen, wie viele Menschen daran beteiligt waren und wie zeitintensiv die Vorarbeiten zu diesem Werk war.
Durchschnittlich wird jeder Art eine Doppelseite gewidmet. Sowohl der wissenschaftliche Name, wie auch der deutsche, als auch der Beschreiber des Käfers und aus welchem Jahr sind als erstes angeführt. Allgemeine Verbreitung, Vorkommen in Bad.-Württ., Lebensweise und Habitat und Gefährdung und Schutz werden ausführlich zu jeder Art gemacht. Begleitet von einer Vorkommenskarte und jeweils einem schönen Foto. Manchmal auch ein Foto über ihr Habitat.
Dann ist man schon auf Seite 654 angekommen, wo zweifelhafte und unzutreffende Artmeldungen thematisiert werden. Gefolgt vom synoptischen Teil des Buches, sprich – der Bilanz zur Landesfauna und naturräumlichen Differenzierung.
Danach geht es um die Lebensräume und charakteristischen Arten. Es wird aufgeschlüsselt, welches FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) welche Arten brauchen. Fließgewässer, Uferzonen, Moore, Wiesen und Weiden, Ackergebiete und Sonderkulturen, gehölzfreie trockene Standorte, Wälder und Gehölze, Fels-, Geröll- und Rohbodenbiotope und sonstige Lebensräume.
Mit den Kapiteln über die Gefährdungssituation, Schutzzielen und Schutzmaßnahmen, Einbindung von Laufkäfern in raumrelevante Planungen sind wir am Ende des Buches. Nein, fast – einer ausführlichen Checkliste, wo jede Art mit allen wichtigen Informationen angeführt ist, einem Literaturverzeichnis und dem Artregister endet das Buch dann wirklich.
Fazit: Ein sehr gelungenes und umfangreiches Buch, auch über die Grenzen von Bad.-Württ. hinaus, da ja auch die Verbreitungen von Restdeutschland und Länder übergreifend erwähnt ist. Jedoer der mit dem Thema Laufkäfer zu tun hat, hat hier ein sehr gutes Werk. Empfehlenswert und seinen Preis allemal wert!